Obstknappheit macht schlau

So ein tropischer Regenwald mag vielen wie ein Paradies erscheinen. Schließlich wachsen da viele Bäume mit leckeren Früchten. Da sollte  für Tiere, die reife Früchte essen, Hunger kein Problem sein. Ist aber eins. Es gibt nämlich nicht immer und überall reife Früchte. In manchen Monaten sind sie nur auf jedem 500. Baum zu finden. Und  nicht mal lange. Wer nicht genau weiß, wo er suchen muss und vor allen, wann er suchen muss, geht leer aus.

Schimpansen lieben reifes Obst

Schimpansen pflegen Früchte zum Frühstück zu nehmen. Sie sind sehr energiereich. Und die Tiere werden in einem Wald mit schwankendem Nahrungsangebot vermutlich nur satt, weil sie genau wissen, wann auf welchem Baum die Früchte reif sind. Sie planen regelrecht ihr Frühstück danach. Das schließen Max-Planck-Forscher aus Leipzig aus umfangreichen Beobachtungen an fünf weiblichen Schimpansen in einem Regenwald an der afrikanischen Elfenbeinküste.

Schlafplatz nah am Frühstück

Bei ihren Wanderungen durch den Wald haben die Tiere ihre Schlafnester meist so ausgerichtet, dass sie es am nächsten Morgen nicht mehr weit bis zum Frühstücksbaum mit reifen Früchten hatten. Schimpansen können viele Früchtsorten essen. Aber besonders schien ihnen bei Feigen an möglichst kurzen Wegen gelegen zu sein.

Planung ist das halbe Frühstück

Dass Schimpansen überhaupt in die Zukunft planen können, ist noch nicht allzu lange bekannt. Und jetzt zeigten sie den Forschern in der freien Wildbahn, wozu ihnen die Planung nützt: Um Schwankungen bei der Nahrungsversorgung auszugleichen. Für die Tiere lohnt es sich, zu planen und rechtzeitig am richtigen Ort zu sein. Im Durchschnitt ist bei einer Baumart nur 25 Tage lang die begehrte Kost erhältlich. Mancher Baum ist nach einem Frühstück schon leer gegessen und manche Früchte sind schon nach drei Tagen verdorben. Wer morgens zu früh aufstehen muss, begibt sich in Gefahr, von Raubtieren erwischt zu werden.

Mit großem Hirn Futterknappheit bewältigen

Es gibt schon lange eine Theorie über das Verhalten bei der Futtersuche und die Gehirngröße bei Primaten: Arten mit größeren Hirnen kommen besser mit Nahrungsknappheiten klar als solche mit kleineren. Das scheint zunächst ein Widerspruch zu sein: Denn großes Gehirn bedeutet auch großen Energie- und damit Futterbedarf. Die Schimpansen lösen diesen Widerspruch auf. Indem sie ihr Hirn optimal für die Speiseplanung nutzen, um auch bei spärlich verteiltem Futter noch reichlich davon bekommen.

Ökologische Intelligenz

Ökologische Intelligenz nennen Wissenschaftler das und sie vermuten, dass die Entwicklung der Intelligenz in der Evolution bei den Arten besonders gefördert wurde, die am besten mit komplexen ökologischen Zusammenhängen klarkommt. Gute Planung gehört offenbar schon bei den Schimpansen dazu. Und bei ihren nächsten Verwandten, nämlich uns Menschen geht es schon gar nicht ohne. das war schon bei unseren Vorfahren so. Auch sie konnten nur überleben, wenn sie so planten, dann sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren, an dem es gerade Nahrung gab.

Quelle: PNAS